Last Updated on 18. Oktober 2023
Unsere Nachbarn auf der Insel sind ganz besondere Menschen. Ein wenig skurril mit jahrhundertealten Traditionen, die auf uns Festland-Europäer oft ein wenig sonderbar wirken. Verrückt – but in a good way – liebenswert und freundlich. Ich habe mein Herz schon vor vielen Jahren an die Briten verloren. Und das, obwohl sie für den Brexit gestimmt haben und sich in ihren Häusern oft kuriose Gegenstände befinden, die ich nicht immer logisch finde.
In diesem Post zeige ich dir Besonderheiten von der Insel, teile meine liebsten Vorurteile mit dir (alle mit einem Augenzwinkern versehen) und was mir an Großbritannien sonst noch gefällt.
Inhaltsverzeichnis
Die Besonderheiten eines britischen Haushaltes
Der Alltag in Großbritannien hält einige Überraschungen für Besucher von Kontinental-Europa bereit. Missverständnisse und lustige Anekdoten sind vorprogrammiert.
Dreipolige Stecker
Die Steckdose in Großbritannien sieht anders aus, denn hier ist der Standard ein dreipolier Stecker. Bedeutet, dass für deine Ladekabel, Föns und sonstige Elektrogeräte ein passender Adapter benötigt wird. Wenn du keinen von Zuhause mitbringst, kannst du ihn an den Flughäfen und in Tourigeschäften kaufen, in einigen Hotels kann man sie auch leihen. In vielen modernisierten Hotels gibt es mittlerweile auch die europäischen Stecker und/oder USB Anschlüsse.
Steckdosen, die man erst einschalten muss
Neben den Steckdosen befindet sich oft ein kleiner Kippschalter, den man erst umlegen muss, damit die Steckdose mit Strom versorgt wird. Wenn du das verpasst, kann es zu unangenehmen Überraschungen kommen und der Wecker nicht angehen oder das Handy ungeladen bleiben.
- Kippschalter umlegen, sonst fließt kein Strom
Getrennte Hähne für kaltes und warmes Wasser
Mischbatterien im Bad sind in Großbritannien nicht so verbreitet wie auf dem Kontinent. Hier gibt es zwei Wasserhähne für (sehr) kaltes und (sehr) heißes Wasser und du mischst quasi live beim Hände waschen bzw. duschen. Verbrennungsunfälle vorprogrammiert.
- Getrennte Hähne für Wasser
Keine Steckdose im Bad
Aus Sicherheitsgründen gibt es in britischen Bädern keine Steckdose im Bad. In Hotelzimmern kannst du maximal den Rasierer benutzen (da hier weniger Volt benötigt werden). Diese Regelung finde ich persönlich ungeschickt, denn dann muss man oft mitten im Hotelzimmer stehen und die Haare föhnen, während man sich verrenkt, um noch einen Blick auf den Spiegel im Bad werfen zu können. Gute Hotels haben Föns mit sehr langen Schnüren, das hilft sehr.
Keine Lichtschalter im Bad, aber eine Schnur zum Ziehen
In älteren Häusern bzw. Badezimmern suchst du den Lichtschalter oft vergebens. Egal, ob du außen im Flur oder innen im Bad. Denn das Licht schaltest du an oder aus, indem du eine innen im Bad von der Decke hängenden Schnur ziehst.
Dünne Fenster zum Hochschieben
Doppelglasige Fenster sind in Großbritannien eher selten. Vor allem in älteren, nicht renovierten Hotels merkt man das oft schnell, denn es ist entweder sehr warm oder sehr kalt im Zimmer. Die meisten Fenster öffnen sich auch nicht wie gewohnt, sondern es lässt sich nur der untere Teil nach oben schieben. So entsteht ein Schlitz zum groben Lüften, das deutsche “Stoßlüften” oder Fenster kippen ist hier nicht möglich.
Dicker Teppich – überall
In vielen englischen Reihenhäusern findest du dicke, plüschige Teppiche, die einfach überall verlegt sind. Früher war das auch im Badezimmer Standard. In modernen Hotels ist das in der Regel nicht mehr der Fall. Finde ich gut, denn wer möchte schon Teppich im Bad?!
Britische Kulinarik
Besonderheiten der britischen Küche
In einer klassischen britischen Küche findest du auf jeden Fall einen Wasserkocher (auf englisch kettle), Toaster, oft einen Gasherd und kleine lustige Toastscheibenhalter aus Metall.
Brown Sauce oder HP Sauce dürfen in vielen Kühlschränken nicht fehlen. Viele schwören auf Marmite.
Der britische Lifestyle
In London geht klamottentechnisch alles! Es stimmt, dass hier die Frauen selbst bei Minusgraden in kurzen Kleidchen und barfuß in High-Heels durch die Nacht tanzen und dass manche Röcke einfach viel zu kurz sind. Aber ist es nicht schön, dass jede/r anziehen kann, was er/sie will? Ohne, dass man angestarrt wird? Gerade in London stört es keinen wie du rumläufst. Morgenmantel über Businessanzug? Kein Problem? Verschiedene Schuhe? Stört keinen. Hier kann einfach jede/r sein wie er/sie mag und das finde ich großartig. Und die skurrilen Outfits sind auch wunderbar zum Staunen und Inspirieren lassen.
Und trotz all der Verrücktheit bei den Klamotten, es gibt auch immer die sehr traditionell und chic gekleideten Männer im Maßanzug, schicken Schuhen und Hut.
Welche modischen Erfindungen den Briten zu verdanken haben, kannst du im separaten Post “Britische Mode Erfindungen – die Klassiker von der Insel” nachlesen.
- Der Top Hat – Modeklassiker von der Insel
Großbritannien – Insel des Tees
Eine gute Tasse Tee hilft eigentlich immer und bei jedem Problem. „But first, tea“ ist mein Lebensmotto und das habe ich mir natürlich von den Briten abgeschaut! Und deswegen ist der Teekonsum und die Leidenschaft für eine gute „cuppa“ auch mein erster Grund, warum ich die Briten liebe. Natürlich hat sich auch in Großbritannien in den letzten Jahren die „coffee to go“ Mentalität etabliert. Aber die meisten meiner britischen Freunde nähern sich Problemen oder ausweglosen Situationen dennoch erst mal mit 1 bis 5 Tassen Tee.
Vorurteile gegenüber den Briten
Meister des Anstehens
Briten lieben es Schlange zu stehen! Unbedingt! Nicht ohne Grund hat man den Begriff „forming an orderly queue of one“ geschaffen, denn schon derjenige, der eine Schlange „eröffnet“, stellt sich ordentlich an. Wie sonst soll man dem Chaos an einer Bushaltestelle oder auf der Post sonst Herr werden?!
Abgesehen davon finde ich die Art, wie man in Großbritannien an Kassen ansteht, einfach nur logisch und gerecht. Denn wenn alle in einer langen Schlange stehen und der/die erste immer an die nächste freie Kasse geht, dann vermeidet man das total nervige “wir öffnen Kasse 2 für Sie” und alle Menschen hinter einem aus der Schlange schießen nach vorne und stehen auf einmal an der neuen Kassenschlange vor einem an. Ich freue mich über jedes Geschäft, das die britische Art des Schlangestehens auch in Deutschland anwendet.
Wann Zischlaute angebracht sind
„Jumping the queue“ ist übrigens eine Todsünde! Wundere dich nicht, wenn du hinter dir Zischlaute vernimmst, wenn du dich (bewusst oder nicht) an jemandem vorbeidrängeln willst. Um die Situation zu deseskalieren, hilft nur der unterwürfige Rückzug ans Ende der Schlange. Und dann Mitzischen, wenn der nächste Tourist das Ende der Schlange nicht erkennt.
Die Insel des Dauerregens
Es hält sich seit vielen Jahrzehnten das Gerücht, dass die armen Briten noch nie die Sonne gesehen haben, weil es bei ihnen einfach immer und überall regnet. Dabei stimmt das gar nicht. In London regnet es tatsächlich weniger als z.B. in Hamburg oder Rom. Dennoch tragen viele Briten ihren Regenschirm ständig bei sich, ich übrigens auch, wenn ich vor Ort bin. Man weiß ja nie..
Urlaubsziel – knallroter Teint
Wie gerade erwähnt, ist Sonnenschein etwas ganz Besonderes auf der Insel. Irgendwie klar, dass man dann überfordert ist, wenn sie mal scheint. Sobald die ersten Sonnenstrahlen da sind, zieht es die Briten nach draußen. Zum Spielen, Grillen oder Sonnen. An sich eine gute Idee, wenn sie dabei nicht immer die Sonnencreme vergessen würden. Schlimme Sonnenbrände sind vorprogrammiert. Oft sind die hummerroten Menschen an deinem Urlaubsort Briten…
Die schlimmsten Tattoos kommen aus UK
Wie du im Urlaub Briten am einfachsten erkennst? Wenn es nicht der krasse Sonnenbrand ist (s. vorheriger Punkt), dann vielleicht daran, dass sie immer betrunken sind (dazu gleich mehr). Wenn das auch nicht hilft, dann bestimmt daran, dass sie meistens richtig schlecht tätowiert sind. Ggf. kommen sogar alle drei Punkte zusammen…
Football is coming home
Die Briten lieben Fußball und feuern ihre Vereine lautstark an. Aber sind deswegen alle gleich Hooligans? Ganz sicher nicht. Verrückte und gefährliche Fans gibt es vermutlich weltweit.
Britische Höflichkeit
Unsere Inselnachbarn sind sehr höflich und das finde ich super! Hier wird älteren Menschen und Frauen fast immer ein Platz in der U-Bahn angeboten. Vordrängeln geht gar nicht, beim Aussteigen bedanken sich viele beim Busfahrer und mal ganz ehrlich – wer steht nicht drauf, wenn er mit „Thanks, love“ oder „All right, hon“ angeredet wird? Klar ist alles nur eine Floskel, aber wenn sie dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist das doch wunderbar.
Allerdings bringt diese Höflichkeit mitunter auch Probleme im Arbeitsalltag mit sich, gerade in der Zusammenarbeit mit Deutschen. Denn hier prallen zwei unterschiedliche Kulturen zusammen. Die direkten, klaren und ehrlichen Deutschen werden oft als unhöflich wahrgenommen, während manch Deutscher daran verzweifelt, dass eine schlechte Idee nicht einfach als solche benannt und nach etwas Besserem gesucht wird. Es gibt Bücher über Business-Knigge in UK, die ich jedem empfehlen kann, der mit Briten zusammenarbeitet.
Andauernd wird sich entschuldigt
Auf der Insel entschuldigt man sich dauernd! Ja, das stimmt. Sei versichert, dass sich ein Brite bei dir entschuldigen wird, selbst wenn du ihn angerempelt hast. Immerhin hat er dir im Weg gestanden. Dieses Verhalten mag für viele aufgesetzt wirken, ich finde es allerdings sehr charmant.
Furchtbares Essen
Die armen Briten haben keine gute Küche. Wie sonst soll man sich in Essig getränkte Pommes, Minzsoße auf Fleisch oder Aal in Aspik erklären? Dieses Vorurteil kann ich gleich mehrfach entkräften. Die britische Küche ist schon lange nicht mehr fettgetränkt und sonderbar. Vielmehr ist sie ein Sammelsurium aus vielen internationalen Küchen. Durch Einwanderer aus nahezu jedem Land der Erde haben sich auch alle Küchen etabliert. Die besten Curries außerhalb Indiens bekommst du in Großbritannien. Auch in Bezug auf veganes oder glutenfreies Essen sind die Briten Spitzenreiter. Natürlich gibt es aber auch viele Fastfood Buden und ungesundes Essen, wie in jedem anderen Land auch.
Komische Verkehrsführung
Sie fahren auf der falschen Straßenseite. Dem ist nichts hinzuzufügen. In Großbritannien herrscht Linksverkehr. Das gilt übrigens auch für die ehemaligen britischen Kolonien. Also gut aufpassen, wenn man unterwegs ist – besonders als Fußgänger! Der große rote Doppeldeckerbus kommt von der anderen Seite… Rote Ampeln sieht der gemeine Brite übrigens eher als Vorschlag an. So gut wie keiner bleibt stehen – außer den Touristen vom Festland, die aufgrund der Verkehrsführung noch verunsichert sind.
- In London gilt der Linksverkehr!
Skurriler Humor
Briten haben einen ganz eigenen und komischen Humor. Zugegeben, nicht jeder steht auf britischen Humor. „Monty Phyton“, „Little Britain“ und Co bringen nicht jeden zum Lachen. Das liegt aber oft auch an den deutschen Übersetzungen. Also mal das englische Original probieren und vielleicht musst du dann auch mitlachen.
Einfach weitermachen
Keep calm and carry on. Dieser Spruch aus der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde zwar nie als Motivationsspruch veröffentlicht und erst 2000 wiederentdeckt, beschreibt aber sehr schön, wie die Briten so ticken. Ruhe bewahren, Tee trinken und weitermachen.
Die Hammer Horror Filme
Meine kulturelle Neuentdeckung 2023 sind die Hammer Horror Filme, die ihre Blütezweit zwischen den 1950ern und 1970ern hatten. Die Hammer Studios nahe Windsor Castle haben unzählige Filme veröffentlicht, die mittlerweile Kultcharakter haben. Die guten Freunde Christopher Lee und Peter Cushing haben viele Hauptrollen gemeinsam besetzt und in mehreren Dracula oder Frankenstein Verfilmungen die Zuschauer in die Kinos gelockt.
Einige der alten Filme kann man mittlerweile bei YouTube sehen, viele gibt es in restaurierten Versionen neu auf BlueRay. Meine eigene Sammlung ist schon gut gefüllt.
Im Herbst 2023 kam nach Jahren der erste neue Hammer Film in die britischen Kinos. “Doktor Jekyll” mit Eddie Izzard in der Hauptrolle ist eine Adaption von “The strange case of Dr. Jekyll & Mr. Hyde” von Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886.
Welche Unterschiede zwischen Deutschland und UK fallen dir noch ein? Und was ist dein liebstes Vorurteil gegenüber den Nachbarn von der Insel? Erzähle gerne mal in den Kommentaren unter diesem Post.