Last Updated on 2. Juli 2023

London ist voller Geschichte und außergewöhnlicher bzw. skurriler Bräuche und Zeremonien. In diesem Post teile ich all jede Veranstaltungen mit dir, die es so einfach nur in der britischen Hauptstadt geben kann. Viel Spaß beim Entdecken!

Ceremony of the Keys

Die kürzeste Militärparade der Welt findet abends im Tower of London statt und beinhaltet das Abschließen des Towers für die Nacht.  Ein jahrhundertealtes Protokoll wird hierbei streng eingehalten. Pro Abend können wenige Zuschauer dem Spektakel beiwohnen. Mehr Details zum Ablauf und wo du dein Ticket kaufen kannst, erfährst du im Post “Ceremony of the Keys im Tower of London“.

Ceremony of the Constable’s Dues

Die Ceremony of the Constable’s Dues ist eine weitere Zeremonie, die im Tower of London stattfindet. Allerdings nicht regelmäßig und schon gar nicht an festen Terminen. Auch dieses Event ist schon sehr alt und hat seinen Ursprung vor vielen Jahrhunderten, als  Richard II festlegte, dass große Marineschiffe, die stromaufwärte in die Stadt kommen, am Tower of London anhalten und dem jeweiligen Constable of the Tower eine Abgabe zu entrichten haben.

Auch heute noch muss der Kapitän eines britischen Marineschiffes dem Constable ein Fass Wein (die “Dues”) überreichen. Dieses Fass wird von den Yeoman Warders feierlich in den Tower eskortiert und dem Constable auf dem Tower Green überreicht. Nach einer kleinen Zeremonie wird das flüssige Geschenk dann gemeinsam getrunken.

Freedom of the City – Schafe durch London treiben

Während früher mit dem “Freedom of the City” Sonderprivilegien verbunden waren und bis 1835 an diese Auszeichnung sogar gekoppelt war, dass man in der City of London Handel betreiben durfte (neben einer Gilden Zugehörigkeit), ist heute damit nur noch eine Art Ehrenbürgerschaft verbunden. Die kommt aber mit einem besonderen Recht daher. Wer Freeman of the City ist (die Auszeichnung können auch Frauen tragen), darf Schafe durch die Stadt treiben.

Von diesem Recht wird nicht mehr täglich Gebrauch gemacht, aber an einem Tag pro Jahr kannst du erleben, dass Teile der London Bridge für Schafe gesperrt werden. Gleichzeitig gibt es rund um das Monument eine kleine Messe, auf der Woll- und Schafsmilchprodukte verkauft und auch einige Schafe ausgestellt werden. Die London Bridge Sheep Drive & Livery Fair wird von der “The Worshipful Company of Woolmen” organisiert und ermöglicht einen schönen Sonntag in der City umgeben mit Schafen.

Blessing of Horses at St. John’s

Der Hyde Park Horseman’s Sunday ist eine 1968 ins Leben gerufene Tradition, bei der Pferde, die in der Stadt geritten werden, vor der St. John’s Church Hyde Park einen Segen erhalten. Nach einem klassischen Gottesdienst (für die Menschen) versammeln sich die Pferde samt Reiter vor der Kirche und erhalten Segen sowie eine Ansteckblume. Danach folgt eine Prozession durch die Stadt.

Der Segen wurde letztmalig 2017 erteilt. Auf mein Nachfragen wurde mitgeteilt, dass derzeit nicht geplant ist, das Event wieder aufzunehmen (Stand April 2020).

Der King’s Army March

Der King’s Army March findet am letzten Sonntag im Januar zu Ehren Charles I statt. Anhänger des 1649 geköpften Königs laufen gekleidet wie zur damaligen Zeit die Strecke ab, die Charles I zur eigenen Hinrichtung am Banqueting House lief. Willst du mehr über Charles I und die Gründe seiner Hinrichtung erfahren, dann findest du im Post “Charles I – der geköpfte König” mehr Infos.

Im Januar 2023 war ich erstmalig bei diesem Event dabei. Die Prachtstrasse “The Mall”, die grob Buckingham Palace und Trafalgar Square verbindet, war komplett für den Verkehr gesperrt. Stattdessen haben Reiter, Soldaten und Fußvolk in historischer Kleidung und mit historischen Waffen die Strasse eingenommen und eine Prozession gestartet, die auf dem Platz der Horse Guards Parade ihren Höhepunkt fand. Viele Freiwillige veranstalten seit über 40 Jahren dieses Event, um Charles I zu ehren.

Trial of the Pyx

Trial of the Pyx ist ein Event, bei dem Münzen (sowohl die, die als Zahlungsmittel in Umlauf gebracht werden, als auch Gedenkmünzen) in willkürlicher Auswahl auf ihre Qualität geprüft werden. Dazu wird ein Trial in der Halle der Goldschmiede einberufen, die dann die ausgewählten Münzen prüfen. Die Box, in der die Münzen präsentiert werden, wird als Pyx bezeichnet. Das Event findet in jedem Jahr statt, in dem Royal Mint neue Münzen ausgibt. Zuletzt war das im Januar 2023.

Ausgewählte Münzen aus Gold und Silber, die im Rahmen des Trial of the Pyx geprüft wurden, können über Royal Mint erworben werden und sie sind sehr teuer. Mehr Details für alle, die dennoch Interesse haben, findet ihr auf der Webseite von Royal Mint.

Shire Horse Sunday am Hampton Court Palace

Im Hampton Court Palace lebt die letzte Herde Shire Horses in London. Henry VIII züchtete sie als als Kriegspferde und sie waren stark in der Landwirtschaft eingesetzt, bevor es Traktoren und andere Maschinen gab. Im Hampton Court Palace helfen sie mit, die Wiesen zu pflegen. Am jährlichen Shire Horse Sunday im November segnet der Kaplan die Herde. Das Event kann als Besucher miterlebt werden.

Cart Marking Ceremony

Seit über 500 Jahren findet jährlich im Juli in der City of London ein besonderes Event statt – die Cart Marking Ceremony. Dabei werden die Fahrzeuge der “Worshipful Company of Carmen” (und das letzte ist nicht der weibliche Vorname, sondern car + men) in den Hof der Guildhall gefahren, um dann vom Lord Mayor of London mit einem Brandzeichen versehen zu werden. Das erfolgt nach einer vorherigen Inspektion. Jedes Fahrzeug erhält mit dem Brankzeichen eine eigene Nummer die beweist, dass es in der City of London registriert ist.

Die Fahrzeuge sind sehr unterschiedlich – teilweise sehr alte Kutschen, die von Pferden gezogen werden, es gibt steam-powered machines, Busse und moderne Baufahrzeuge. Diese Zeremonie ist die zweitgrößte in der City of London und wird nur noch von der Lord Mayor Show getoppt, die im November eines jeden Jahres stattfindet.

Eine Teilnahme für Interessierte ist kostenlos, es ist ein öffentliches Event. Mehr Infos zur Geschichte findest du auf der Webseite der Worshipful Company of Carmen.

Joseph Grimaldi Gedenktag – Clowns in der Kirche

Joseph “Joey” Grimaldi (1778-1837) gilt als Erfinder des modernen “Clown-Seins” inklusive geschminktem Gesicht. Seit 1946 gibt es den jährlichen Joseph Grimaldi Memorial Service zu seinen Ehren und seit 1959 treffen sich dafür alle in London registrierten Clowns für einen Gedenkgottesdienst in der Holy Trinity Church in Dalston. Das Event findet am ersten Sonntag im Februar statt. Was macht dieses Event quirky? Dass jeder Clown komplett geschminkt und mit Kostüm am Gottesdienst teilnimmt.

Ich habe das noch nicht live miterlebt, weil ich immer noch nicht sicher bin, ob mir das gefällt, oder ob zu viele Clowns auf einem Fleck nicht auch ein wenig gruselig sind…

12th Night Celebration nahe dem Globe Theatre

Die 12th Night Celebration ist eine Art Neujahrsfeier. Seit über 25 Jahren findet das Schauspiel rund um den sechsten Januar statt.

Über die Millennium Bridge kommt ein grün geschmückter Mann ans südliche Themseufer gelaufen. Er wird von Trommlern und anderen begleitet. Gemeinsam wird ein Heldenstück mit dem Heiligen George aufgefühlt. Danach wird Kuchen verteilt. Wer die eingebackene Bohne oder Erbse findet, wird König bzw. Königin für diesen Tag. Der Festzug und die Schaulustigen ziehen gemeinsam weiter zum George Inn in der Borough High Street, wo getanzt, getrunken und gefeiert wird.

Dieses Event habe ich selber noch nicht miterlebt.

Order of the Garter & der Garter Day

Die Order of the Garter geht auf King Edward III zurück. Der war so von den Erzählungen über König Artus und die Ritter der Tafelrunde fasziniert, dass er seine eigene Truppe ehrenwerter Ritter gründete, den Hosenbandorden. Heute, fast 700 Jahre später, ist dieser Orden der älteste und ranghöchste Ritterorden in Großbritannien. Mitterweile ist die Runde auch für Frauen geöffnet und nicht mehr nur auf Mitglieder des Adels beschränkt. Neben dem König (dem Souverän des Hosenbandordens) und mehreren hochrangigen Mitgliedern der Royal Family sind 24 Ritter Teil des Ordens.

Der Schutzpatron ist Saint George (der heilige Georg), der Schutzpatron der Soldaten und auch Englands, ist.

Einmal im Jahr – im Juni – findet auf Schloss Windsor der Garter Day statt. Der König und seine Ritter treten dabei in aufwändigen Samtgewändern und gefiederten Hüten auf. Neben der Verleihung von Ordensinsignien an neue Mitglieder, gibt es an diesem Tag auch einen Gottendienst in der St. George’s Chapel auf Windsor Castle.

Ausgewählte Mitglieder der Öffentlichkeit dürfen der Prozession auf Schloss Windsor beiwohnen. Dafür muss eine schriftliche Bewerbung per Email verschickt werden. Details zur Verlosung der Tickets zum Garter Day befinden sich auf der Webseite von Royal.uk.

Blessing of the Thames

Dieses jährliche, im Januar stattfindende Event, ist eine gemeinsame Veranstaltung zwischen der Pfarrei der Southwark Cathedral und der von St Magnus the Martyr auf der nördlichen Seite vom Fluss. Zur gleichen Zeit startet eine Prozession auf beiden Seiten der London Bridge und trifft sich in der Mitte der Brücke. Dann werden die Themse und die Menschen, die sich gerade auf der Brücke befinden, gesegnet (sofern gewünscht).

Das Peter Pan Wettschwimmen im Hyde Park

Das vermutlich älteste ohne Unterbrechnung geschwommene Rennen der Welt (Ausnahme 2020 während der Covid Pandemie) ist der Peter Pan Cup. Seit 1864 werden die 100 Yard (91,44m) am Christmas Day (25. Dezember) im Serpentine Lake im Hyde Park geschwommen.

Seit 1903 gibt es den Peter Pan Cup zu gewinnen, der vom Autor J M Barrie (dem Erfinder von Peter Pan) gestiftet wurde.

Die Knollys Rose Ceremony

Im Juni eines jeden Jahres – und das bereits seit 1381 – findet die Knollys Rose Ceremony in der City of London statt. Das Event findet unter der Hoheit der Company of Watermen and Lightermen statt.

Der Ablauf ist wie folgt: Eine einzige rote Rose wird aus dem Garten in der Seething Lane geschnitten und dann vorsichtig auf ein Altarkissen der Kirche St Hallows-by-the-Tower gelegt. Dann wird das Kissen samt Rose in einer Prozession zum Mansion House getragen und dort dem Lord Mayor of London präsentiert.

Doch warum das Ganze? Die Tradition ist eng mit Sir Robert Knolles (manchmal auch Knollys geschrieben) verbunden. Der lebte zwischen 1325 und 1407 und war ein bedeutender Ritter und Bewohner der City of London. Er lebte mit seiner Frau nahe der heutigen Seething Lane. Während seiner Abwesenheit ca. 1380 kauft seine Frau Constance die Tenne gegenüber ihrem Haus und verwandelte sie in einen Rosengarten. Sie ließ auch eine Fußgängerbrücke errichten, um schneller in ihren Garten zu kommen. Die Gebühr für die Bauerlaubnis der Brücke wurde mit einer roten Rose festgelegt, die jährlich zum Fest von Johannes des Täufers zu entrichten ist. Diese Einigung wurde vom damaligen Lord Mayor of London, Sir William Walworth, festgelegt. Die Company of Waterman and Lightermen richtet das Event seit 1960 aus.

Kennst du noch weitere verrückte, skurrile oder besondere Events, die in die Liste aufgenommen werden sollten? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar unter diesem Post.