Last Updated on 9. Juli 2022
Wenn du Greenwich besuchst, darfst du das Old Naval Royal College nicht verpassen. Ein geschichtsträchtiger und beeindruckender Ort. Was ihn besonders macht, erfährst du in diesem Post.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte des Old Naval Royal College
Die Geschichte des Old Naval Royal College startet 1692 und zwar als Greenwich Hospital. Bis 1869 befand sich hier ein Altersheim für alte und verwundete Seeleute der Royal Navy. Das “Hospital” leitet sich übrigens von “Hospitality”, also Gastfreundschaft ab. Denn hier wurden die Seefahrer nicht nur medizinisch versorgt, sondern sie fanden einen Ort zum Leben mit regelmäßigen Essen, wo sie ihren Lebensabend genießen konnten. Auch ihre Witwen wurden unterstützt und die Ausbildung ihrer Kinder gefördert.
Erbaut wurde das Greenwich Hospital auf Wunsch von Queen Mary II, ausgeführt durch ihren Mann William III. Denn leider verstarb die Königin überraschend an Pocken und hat den Baubeginn nicht mehr miterlebt.
Auf dem Gelände hatte Charles II einst versucht einen Palast zu errichten, musste den Bau aber aufgrund finanzieller Probleme einstellen. Da waren gerade mal ein Seitenflügel und der Garten angelegt. William III erwirbt 1694 weiteres Gelände und der Bau des Altersheims beginnt.
Zunächst erhält Sir Christopher Wren 1696 den Auftrag die Gebäude zu entwerfen. Er will für seine Leistungen kein Geld, auch sein Assistent Nicholas Hawksmoor arbeitet ohne Entlohnung. Heraus kommt ein imposantes Gebäudeset, mit dem Wren die nationale maritime Stärke zeigen will. Es wird über 30 Jahre an den Gebäuden gebaut, die Kapelle 1752 vollendet. Neben Wren sind auch noch weitere Archtitekten am Werk.
Erste Pensionäre wohnen ab 1705 vor Ort, am Ende des 18. Jahrhunderts leben hier über 2000 ehemalige Seefahrer.
Die Painted Hall – der ehemalige Speisesaal
Zwischen 1707 und 1726 arbeitet Sir James Thornhill an den Gemälden in der “Painted Hall”. Die ist ursprünglich “nur” als Speisesaal für die pensionierten Seeleute gedacht. Doch die Gemälde sind so beeindruckend, dass der Raum schnell zum Touristenmagnet wird und Essen nur noch zu besonderen Anlässen stattfinden. Thornhill wird für sein Meisterwerk übrigens zum Ritter ernannt und mit £ 6685 bezahlt.
Jetzt kann man sich fragen, ob eine solch aufwändige Wand- und Deckenbemalung und die prunkvollen Gebäude nicht überdimensioniert waren, um als Alterssitz zu dienen. Aber genau so haben sich das Mary II und William III vorgestellt. Man wollte Besucher beeindrucken, aber vor allem Männer begeistern der Navy beizutreten.
Ab 1824 wurde der riesige Raum dann als erste Galerie für martime Kunst genutzt und beherbergte die “National Gallery of Naval Art”. Über 300 Gemälde von J.M.W. Turner und Sir Joshua Reynolds wurden ausgestellt. Die Ausstellung ist sehr beliebt, jährlich kommen ca. 50.000 Besucher. 1936 wird die Sammlung dann in das neu gegründete “National Maritime Museum” in direkter Nachbarschaft ausgelagert.
Das Deckengemälde der Painted Hall wurde zwischen 2017 und 2019 aufwendig gesäubert und restauriert. In dieser Zeit war der Besuch mit speziellen Touren möglich, die einen über ein Gerüst direkt bis unter die Decke brachten. Ein cooles Erlebnis, über das du im passenden Post “Die Painted Hall” nachlesen und einige Fotos sehen kannst.
- Auf den schwarzen Bänken kann man liegen, um die Decke zu bestaunen
- Teile des Deckengemäldes
- Blick hoch zur Kuppel in der Painted Hall
Das Royal Naval College
Nach der Schließung des Greenwich Hospital 1869, wurden die Gebäude zwischen 1873 und 1998 vom Royal Naval College genutzt, um zukünftige Seeleute auszubilden. Die Painted Hall war zu dieser Zeit wieder ein Essenssaal.
Heute befindet sich in den Gebäuden die University of Greenwich, u.a. mit dem Trinity College of Music (im King Charles Court). Wenn du am Gebäude vorbei läufst, wirst du vermutlich Schüler beim Üben hören.
Skittle Alley – die alte Kegelbahn
Unten im Royal Naval College befindet sich ein enger Gang, der dich zur Skittle Alley bringt. Hier befindet sich eine alte Kegelbahn, die 1860 für die Pensionäre installiert wurde. Die wenigsten der alten Veteranen konnten lesen. Und die Langeweile war groß.
Mit dem Spiel konnten sie sich ein wenig fit halten und die Gesellschaft anderer genießen. Die Ausstattung des Spielzubehörs kam den Pensionären vermutlich nur allzu bekannt vor: Als Bälle/Kugeln wurden ehemalige Übungs-Kanonenkugeln verwendet und die Pins waren alte “belaying pins”, d.h. sogenannte Belegnagel, die man auf Segelschiffen verwendet, um Taue zu befestigen.
Auf der Bahn kann heute auch noch gespielt werden. Wer das tun möchte, kann sich an das Personal wenden.
- Kegelbahn unten in der Painted Hall
Der Nelson Room
Horatio Nelson war ein Nationalheld und nachdem er in der Battle of Trafalgar tödlich verwundet wurde, bewahrte man seinen toten Körper zwischen dem 24. Dezember 1805 und dem 04. Januar 1806 im heutigen Nelson Room auf. Seine Leiche wurde hier gelagert, während man die Painted Hall für das “lying in state” vorbereitete. Ab dem 05. Januar hatten die Londoner dann 3 Tage Zeit, um ihrem Admiral die letzte Ehre zu erweisen.
Der Raum wurde in den letzen Jahren restauriert und ist seit April 2022 für die Besucher geöffnet. Er befindet sich in der Painted Hall und dort am hinteren Ende auf der linken Seite. Es fallen keine zusätzlichen Kosten für diesen Raum an.
- Seit April 2022 ist der Nelson Room wieder eröffnet
Hände hoch, wer die Painted Hall auch schon besucht hat und auch so begeistert war wie ich.
Schade, dass ich diese Seite nicht vor meinem letzten Londonbesuch entdeckt habe.
Nach London ist vor London. Lass dich dann einfach für den nächsten Aufenthalt inspirieren