Last Updated on 23. Juli 2021
London ist eine sehr alte Stadt und reich an archäologischen Schätzen. Seit November 2017 kann man eine weitere Sensation besuchen – einen alten Mithras Tempel, direkt in der City of London. Der bereits 1954 entdeckte Tempel wurde bei den Bauarbeiten für das europäische Bloomberg Hauptquartier an seine Original-Fundstelle zurückversetzt und kann seitdem besichtigt werden. Ein Must-See für jeden, den die Geschichte Londons fasziniert.
Inhaltsverzeichnis
Die Entdeckung des Mithras Tempel im Jahr 1954
Die Ruine des Tempels wurde im Oktober 1954 entdeckt. Schon damals war das eine Sensation. Es gab Tage, an denen 30.000 Menschen anstanden, um den Tempel zu besichtigen. Aber schon in den 50ern sollte der Grund eigentlich genutzt werden, um zu bauen und es stellte sich die Frage, was mit den Überresten des Tempels geschehen sollte. War der Fund bedeutend genug, um geschützt zu werden oder würde man den Bau wie geplant fortsetzen? Ein Kompromiss bewirkte, dass der Tempel am originalen Fundort zwar abgebaut, aber auf dem gleichen Grundstück an anderer Stelle wiederaufgebaut wurde.
Die Archäologen fertigten davor viele Aufzeichnungen und auch ein Modell der Ruine an. Man wusste also ziemlich genau, wie die alles ausgesehen hatte: Neben dem Mittelgang gab es 2 Seitengänge, auf jeder Seite 7 Säulen, einen Brunnen sowie eine Erhöhung am Kopfende des Tempels, wo eine Skulptur von Mithras und das „Tauroctony“ standen. Das „Tauroctony“ ist ein zentrales Symbol für den Kult. Es zeigt Mithras, der einen Bullen opfert. Es wird immer noch diskutiert, ob vor Ort wirklich Tieropfer stattgefunden haben. Es scheint aufgrund der Größe des Tempels nicht realistisch.
Der Mithras Tempels ab 1962
1962 konnte man ca. 100 m vom Fundort die Ruine erneut bestaunen. Beim Wiederaufbau hat man sich aber offensichtlich nicht so richtig viel Mühe gegeben. Es gab viel Kritik, da man die historische Genauigkeit vermisste. Das verwundert, hatte man doch bei der Entdeckung genau dokumentiert was wo gefunden wurde…
Aber immerhin wurde der Tempel gerettet und erinnerte an die Vergangenheit der Stadt.
Wiederbelebung des alten Mithras Tempels ab 2010
2010 kaufte Bloomberg das Grundstück, wohl wissend, dass es einen archäologischen Fundort mitkaufte. In Zusammenarbeit mit Archäologen wurde der Tempel erneut versetzt und zwar zurück an seine Originalstelle. Auch die Optik wurde dieses Mal so getreu wie möglich geschaffen. Hilfreich dabei waren die vielen Zeichnungen und das Modell der Ruine, die die Archäologen in den 50er Jahren angefertigt hatten.
Geschichte des Mithras Tempels
Als der Tempel ca. 240 n.Chr. erbaut wurde, war London noch nicht so groß wie heute. Es war eine römische Siedlung mit Namen Londinium, nahe am Fluss Walbrook.
Die Lage am Fluss sorgte über die vielen Jahre für gute Voraussetzungen, so dass selbst Leder und Holz gut erhalten blieben. Daher war es möglich, dass bei den Ausgrabungen vor dem Bau der Bloomberg Zentrale mehr römische Funde entdeckt wurden, als jemals zuvor in London: über 14.000 Artefakte, über 60.000 Tonscherben und mehrere Tonnen an Tierknochen. Highlight sind mehrere Schreibtafeln, die übersetzt sogar Namen der Bewohner verraten. Eine Tafel lässt sich sogar auf den 8. Januar 57 v. Chr. datieren – sie ist das älteste handgeschriebene Dokument in Britain.
- Die Vitrine zeigt weitere Fundstücke der Ausgrabungsstätte
Besuch der Ausstellung im London Mithraeum Bloomberg SPACE
Die kostenlose Ausstellung im Bloomberg Gebäude verteilt sich auf drei Ebenen. Auf Straßen Level befindet sich der Eingangsbereich. Hier wird zeitgenössische Kunst ausgestellt und ein großer Schaukasten zeigt ausgewählte Fundstücke der Ausgrabungen. Dein Besuch startet mit einer kurzen Einweisung zur Geschichte und Entdeckung.
Eine Ebene tiefer ist der Ausstellungsbereich von 3 besonderen Stücken, die detailliert erläutert bzw. interaktiv betrachtet werden:
- Ein Modell des „Tauroctony“ (Symbol des Kultes, auf dem Mithras einen Bullen opfert)
- Den Kopf einer Mithras Skulptur, der es erst ermöglichte, den Tempel zuzuordnen, weil die typische Kappe identifiziert wurde
- Ein Modell des Tempels
Im Zwischengeschoss hast du ca. 20 Minuten Zeit, um die drei Artefakte näher zu betrachten und an Bildschirmen interaktiv mehr über sie zu erfahren. Alle 20 Minuten ist Einlass in den Tempelbereich. Dort erwartet dich eine Laserinstallation, die den Mithras Tempel zum Leben erweckt. Willkommen im römischen London!
- Der Kopf des Mithras
- Der Nachbau des Tauroctony erkärt die Details & deren Bedeutung
Die Ruine des Mithras Tempels in London
7 m unterhalb der Bürgersteige des modernen Londons betrittst du die Ruinen des Mithras Tempels. Es gibt einen Weg aus Glas, der dich einmal komplett um das Tempelgelände führt. Ein Laufen direkt auf den Steinen bzw. ein Berühren der Steine ist verständlicherweise nicht möglich. Beim Eintritt ist der Raum noch abgedunkelt.
Nach wenigen Minuten beginnt eine Lichtinstallationsshow mit Rauch und Musik, die u.a. auch die fehlenden Säulen an den Seiten des Tempels projiziert. So bekommt man eine gute Vorstellung, wie der Tempel ausgesehen hat. Das wäre nur anhand der Steine deutlich schwerer. Durch die Geräusche und auch die Dunkelheit fühlt man sich sehr in die damalige Zeit versetzt, denn auch der ursprüngliche Tempel war dunkel und mystisch (denn es gab keine Fenster).
- Eine Lichtshow lässt den Tempel wieder auferstehen
Der zwischen 240 und 250 n. Chr. erbaute Tempel wurde nur ca. 80 Jahre benutzt, zwischen 310 und 320 n.Chr. wurde er dann vermutlich von Bacchus Anhängern genutzt, bevor er im fünften Jahrhundert in Vergessenheit geriet.
Ein Tempel im Keller?
Vom Eingangsbereich des Bloomberg Space geht es zwei Etagen nach unten, bevor du in den eigentlichen Tempelbereich eingelassen wirst. Das bedeutet aber nicht, dass der Tempel im Keller gebaut wurde. Vielmehr zeigt es, auf welchem Level damals das Straßenlevel war. Über die Jahrhunderte haben Bauschutt und Müll dazu geführt, dass der Boden immer höher wurde. Der Tempel liegt dadurch heute ca. 7 m unter dem Eingang des Gebäudes.
Der Römische Mithraskult
Man weiß immer noch wenig über den römischen Mithraskult und wie genau ihm gehuldigt wurde. Es gibt einfach zu wenig Beweise bzw. archäologische Funde. Die aktuelle Entdeckung in London hilft sehr, mehr Infos zu bekommen. Was man aber weiß, ist folgendes:
- Mithras war männlich.
- Er trug eine besondere Art der Kappe, eine sogenannte phrygische Mütze. Von der Form her ist sie den Mützen der Schlümpfe oder von Gartenzwergen ähnlich.
- zentrales Symbol des Kultes ist die Tötung eines Bullen durch Mithras. Das wird als Schöpfungsmythos verstanden.
- Mithraismus war eine Glaubensrichtung, die nur von wenigen Männern praktiziert wurde. Viele ihrer Riten waren geheim und sind daher heute nahezu vergessen bzw. verloren gegangen.
- Die Ruine des Mithras Tempel
Nützliches für deinen Besuch im Mithras Tempel
- Im Optimalfall hast du bereits online einen Zeitpunkt für deinen Besuch gebucht. Der Eintritt ist kostenlos. Spontane Besuche sind möglich, sofern die Besucheranzahl noch nicht erreicht ist. Es dürfen immer nur 30 Personen auf einmal in den Tempel.
- Plane für deinen Besuch ca. 45 Minuten ein.
- Geöffnet hat die Ausstellung von Di bis Sa von 10 bis 18 Uhr. An Sonn- und Feiertagen von 12 bis 17 Uhr. Montags geschlossen.
- Die Adresse ist: 12 Walbrook, London, EC4N 8AA. Bank und Mansion House sind die nächsten Ubahn Stationen.
- Gut zu wissen: der Tempel steht mitten in der City of London. Hier ist unter der Woche viel los, weil die meisten Banken hier ihren Sitz haben. Wenn du am Wochenende besuchst, berücksichtige, dass die meisten der Lokale und Cafés geschlossen sind.
- Last but not least: für weitere Infos zum Tempel und seiner Geschichte auf der Homepage vorbei.
Totally-London Bewertung
Der Tempel ist absolut sehenswert, wenn du ein Faible für Archäologie hast und/oder dich für die Geschichte Londons interessierst. Da der Eintritt auch noch kostenlos ist, bekommt das Mithraeum 5 Sterne.
- Der Grundriss des Mithraeum samt dem Symbol des Kultes, dem Tauroctony
Warst du schon an diesem besonderen Ort mitten in der City of London? Wie hat es dir gefallen? Berichte mal in den Kommentaren unter diesem Post.
Das ist richtig toll
beschrieben. Schon beim Lesen läuft man da schon fast durch .
Danke, liebe Diana! Ich freu mich, wenn sich das Gefühl beim Lesen einstellt, so soll es sein 🙂
VG Simone
Liebe Simone,
das wäre sogar etwas für mich und bestimmt ein sehr guter zusätzlicher Grund einmal ins Flugzeug zu steigen und nicht nur Schlösser zu besichtigen.
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Elena
Liebe Elena,
wie schön, wenn ich dich inspirieren konnte. Es gibt ja auch noch soo viele andere Gründe, London zu besuchen 😉
VG Simone
Liebe Simone,
was für ein interessanter Tipp! Spannend finde ich, dass man den Tempel an seiner ursprünglichen Lage beließ. Unglaublich, wie sich das Straßenniveau seit jenen Zeiten verändert hat. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es beeindruckend ist, den Tempel im Dunkel zu sehen.
Liebe Grüße,
Monika
Liebe Monika,
ja, die Veränderungen am Straßenlevel fand ich auch sehr spannend zu sehen. Wirklich ein toller Tempel!
VG Simone
Da war ich (früher) so oft in London und kenne diese Ausstellung nicht.
Für meinen nächsten Besuch ist dieser Tipp fest notiert, denn ich finde solche Orte wirklich spannend.
Liebe Grüße
Sabine
Ich glaube früher war der Tempel auch nicht so ansehnlich, jetzt allerdings ist er wirklich sehr sehenswert. Unbedingt ansehen wenn du vor Ort bist 🙂
VG Simone
Liebe Simone,
so langsam wird es Zeit noch einmal nach London zu fahren.
Super toll und interessant, was man so alles unter der Erde findet. Und noch viel besser, wenn man das auch noch besichtigen kann.
Danke für den Tipp!
Lieben Gruß, Susanne
Liebe Susanne,
wie schön, dass ich dich für einen Besuch begeistern kann 😉 Melde dich, wenn du fährst, vielleicht können wir uns treffen
VG Simone
Liebe Simone,
wenn ich deinen schönen Blog lese, überlege ich doch immer wieder, warum ich London nicht wirklich mag.
Oder anders, warum ich keinen Bezug zu dieser Stadt habe.
Ich sollte es echt überdenken.
LG Katja
Hi Katja,
gib London noch mal eine Chance. Es ist echt eine schöne Stadt 🙂
VG Simone