Last Updated on 11. August 2023
Wenn du in Spitalfields unterwegs bist, achte mal auf die besonderen Bodenplaketten, die es nur hier zu sehen gibt. Die Spitalfields Roundels wurden an verschiedenen Stellen in den Boden eingelassen, um auf die Geschichte der Gegend aufmerksam zu machen. Ursprünglich waren es 25 Stück, die vom örtlichen Künstler Keith Bowler in 1995 gestaltet und in Hackney angefertigt wurden. Mittlerweile existieren leider nur noch ein paar wenige, die übrigen sind Umbau- bzw. Sarnierungsarbeiten zum Opfer gefallen.
Die verbleibenden Roundels sehen wir uns jetzt gemeinsam an. Ich habe noch nicht alle Fotos wiedergefunden, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe, daher ist nicht für jede Bodenplakette ein Foto da. Aber ich werde den Post updaten.
Inhaltsverzeichnis
Wo befinden sich die Spitalfield Roundels?
Die Roundels befinden sich – wie der Name schon vermuten lässt – in Spitalfields, im Osten von London. Man vermutet, dass der Name Spitalfields vom Wort Spital, kurz für Hospital, abstammt, denn früher stand hier die Priory of Saint Mary inkl. Krankenhaus. Davon sind heute nur noch Teile des Charnel House übrig, der Besuch ist kostenlos (und dauert auch nur wenige Minuten) und lohnt sich für alle, die sich für die Geschichte Londons begeistern.
Doch zurück zu den Spitalfield Roundels. Die verbleibenden befinden sich alle in dieser Gegend Londons und du kannst du sie gut ablaufen, wenn du zwischen Brick Lane und der Overground Station Shoreditch High Street unterwegs bist.
Warum gibt es die besonderen Bodenplatten?
Der örtliche Künstler Keith Bowler hat sie in 1995 gestaltet, um die Erinnerungen an historische Events, Personen oder Orte in der Gegend zu erhalten.
Übersicht der Spitalfield Roundels
Leider sind nicht mehr alle der ursprünglichen 25 Roundels verhanden. Von den verbleibenden solltet ihr die folgenden aber noch entdecken können. Die Reihenfolge der Roundels startet ab Whitechapel Gallery entlang der Brick Lane.
Mehndi
Ein Mehndi ist ein mit Henna verziehrter Körperteil, oft eine Hand oder ein Fuß. Das erste Roundel zeigt eine Hand, die an Fingern, Handfläche und Handgelenkt mit Ornamenten verziehrt ist. In der Gegend rund um die Brick Lane haben sich viele Familien mit pakistanischen Wurzeln angesiedelt, daher findest du hier auch viele indische Restaurants und eben eine Bodenplatte mit traditionellen Körperbemalungen.
- Eine mit Henna verzierte Hand – ein Mehndi
Kinder im Buch
Vor der Christ Church Grundschule auf der Brick Lane befindet sich eine Plakette mit zwei Kindern, die in einem aufgeschlagenen Buch stehen, das von Stiften umrahmt ist.
- Kinder in einem Buch vor der Christ Church School
Blütendesign in der Fournier Street
Das Blütendesign erinnert an die Textilkünstlerin Anna Maria Garthwaite (1688-1763), die unweit von hier – in 4 Princelet Street – auch mit einer Blue Plaque geehrt ist.
- Hommage an die Textildrucke von Garthwaite
- Eine Blue Plaque erinnert an das Wohnhaus von A.M.Garthwaite
Äpfel und Birnen am Old Spitalfields Market
Am Old Spitalfields Market wurden früher Obst und Gemüse verkauft und die passende Bodenplakette findest du an der Ecke des Marktes mit Blickrichtung auf die Christ Church Spitalfields Kirche.
- Äpfel und Birnen erinnern an die Zeiten des Obstmarktes
Kinderspielzeug im Puma Court
Nostaligisches Spielzeug ziert die Plakette im Puma Court, einer kurzen Straße, wo die Zeit stehengeblieben scheint. Alte Laternen und Häuserfronten versetzen dich in die Zeit, als Kinder hier mit ihrem Kreisel gespielt haben.
- Historisches Spielzeug im Puma Court
Geige in der Princelet Street
Meine Lieblingsplakette, weil ich selber viele Jahre Geige gespielt habe und sie immer noch gerne höre, ist die mit der Geige in der Princelet Street.
Kehre zurück in die Brick Lane und halte dich nach rechts.
Weltkarte auf der Brick Lane
Nahe der Brick Lane Mosque befinden sich gleich zwei der Spitalfield Roundels: u.a. eine Plakette mit einer Weltkarte. Wenn man bedenkt, dass London schon immer eine Multi-Kulti Stadt war und gerade die Gegend rund um die Brick Lane Flüchtlingen aus z.B. Frankreich – den vertriebenen Hugenotten – oder aus dem heutigen Pakistan, Zuflucht geboten hat, finde ich diese Bodenplatte besonders gelungen.
- London ist Heimat für Menschen aus der ganzen Welt
Scheren und Knöpfe auf der Brick Lane
Auf der anderen Straßenseite und kurz hinter der Weltkarte befindet sich die nächste Bodenplakette: eine mit Scheren und Knöpfen – eine weitere Hommage an die Textilindustrie, die hier viele Jahre ansässig war.
- Knöpfe und Scheren stehen für die Textilindustrie
Hanbury Street – Match Women
Eine der ersten Streikaktionen in Großbritannien war die der “Streichholzfrauen”, die 1888 im Matchgirls’ Strike, gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen und Löhne protestierten. Ihnen wurde diese Plakette gewidmet.
- Erinnerung an die Arbeiterinnen der Streichholzfabrik
Bierkrüge bei der Truman Brewery
Auf der Brick Lane kannst du die Überreste der ehemaligen Truman Brewery nicht übersehen, denn der große Schornstein mit Truman Schriftzug ist gut sichtbar. Als Hommage an das Bierbrauen befindet sich eine Plakette mit vier Bierkrügen auf dem Gehweg mit Blickrichtung auf den Schornstein.
- Auch die Truman Brewery hat ein Roundal bekommen
Schlösser und Schlüssel – Commercial Street
Ein paar Minuten Fußweg von den Bierkrügen ist ein Roundel mit Schlössern und Schlüsseln im Boden eingelassen. Es erinnert an den Peabody Social Housing Wohnkomplex, der erste seiner Art und ein Experiment, der vom amerikanischen Geschäftsmann George Peabody errichtet wurde. Peabody spendete der City of London 1862 £150.000, verbunden mit dem konkreten Wunsch, damit Wohnraum für die Arbeiterklasse zu bauen. Schon zwei Jahre später eröffnete der erste Wohnblock.
- Schlüssel und Schloss stehen für den Peabody Social Housing Komplex
Shuttle & Robin – Webzubehör – Folgate Street
Die Gegend rund um die Brick Lane war bekannt für ihre Textilindustrie, vor allem für Seidenspinnereinen der aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. An dieses Handwerk erinnert die Bodenplakette in der Folgate Street, denn sie zeigt Zubehör zum Weben bzw. Spinnen.
- Erinnerungen an das Handwerk der Hugenotten
Mark Gertler – Elder Street
Die Elder Street fasziniert mich sehr, denn hier scheint die Zeit einfach stehen geblieben zu sein. Du läufst über Kopfsteinpflaster, an alten Häuserfronten vorbei, wo oft schöne Oldtimer geparkt sind. Es ist auch gleich ein wenig ruhiger und das, obwohl du gerade erst von der lauten Commercial Street abgebogen bist.
Aber du bist wegen dem Roundel hier. Und das zeigt die Teile des Gemäldes “Merry-Go-Round” von Mark Gertler (1891-1939). Der Maler lebte in der Elder Street und am Wohnhaus findest du heute auch eine passende Blue Plaque.
- Auszug aus dem Gemälde Merry-go-round von Mark Gertler
Ein weiterer Post, der auch einige der mittlerweile verlorenen Roundels zeigt, findet sich auf der Seite vom Gentle Author.
Sind dir die besonderen Zeichen im Bordstein schon aufgefallen? Hast du ggf. noch andere Roundels entdeckt? Dann berichte unbedingt davon!